20. April 2025

ver.di auf tarifpolitischem Irrweg

Die Verkürzung der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit für lohnabhängig Beschäftigten stand seit der Gründung der Gewerkschaften auf unserer Agenda. Der Acht-Stunden-Tag oder die 35-Stunden-Woche waren das Ergebnis dieser harten Auseinandersetzungen mit dem Klassengegner, sprich mit den Kapitalisten. Immer wieder versuchen die Kapitalisten sowie deren politischen Handlanger, den Acht-Stunden-Tag oder verkürzte Wochenarbeitszeit zu kippen, wie das auch aktuell wieder in Deutschland zur Debatte steht.

Dabei ist eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit nach wie vor notwendig, da u.a. die Produktivität der Beschäftigten steigt (auch im öffentlichen Dienst) und eine zunehmende Arbeitsverdichtung unsererseits zu bekämpfen ist.

Deshalb gab und gibt es in den letzten Jahren in unterschiedlichen Ländern und Branchen Modelle zu einer Vier-Tage-Arbeitswoche, die für Gewerkschaften wegweisend sind. In der politischen Linken im weitesten Sinne in Deutschland gibt es Diskussion um eine 30-Stunden-Woche (zum Teil auch weniger) bei vollem Lohnausgleich schon länger, auch wenn die Gewerkschaftsspitzen sich dazu eher „bedeckt“ verhalten.

Als Gewerkschaftsmitglied halte ich es für das völlig falsche Signal und einen gewerkschaftspolitischen Irrweg, dass unsere Gewerkschaft ver.di im Rahmen des Tarifabschlusses im öffentlichen Dienst in 2025 einer Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit zugestimmt hat.

Auf der Homepage von ver.di heißt es dazu:„Zugleich wurde mit den Arbeitgebern vereinbart, dass es zeitlich befristet freiwillige Erhöhungen der persönlichen Arbeitszeit auf bis zu 42 bezahlte Stunden in der Woche geben kann, mit zusätzlichen Gehaltszuschlägen für die Erhöhungsstunden.“ (vgl. www.zusammen-geht-mehr.verdi.de/++co++8ff423ea-1219-11f0-857c-a3ea576fb94f )

(V-)Erklärungsversuche des ver.di-Vorsitzenden und Verhandlungsführers, Frank Werneke, helfen da auch nicht, wenn er behauptet: „Niemand kann gedrängt werden, mehr zu arbeiten – das ist Teil der Tarifvereinbarung. Und: Wer freiwillig mehr arbeitet, erhält für die zusätzlichen Stunden einen Aufschlag.“

Als Gewerkschaften müssen wir uns für eine Verkürzung der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit stark machen, anstatt eine Verlängerung zu tarifieren.