15. Juli 2024

Verschweigen oder Zensieren ist mit demokratischen Gewerkschaften nicht vereinbar!

ver.di Handel, Nr. 3/2022
ver.di Handel, Nr. 3/2022

Eine Kritik an der aktuellen Ausgabe des Magazins „ver.di Handel“ (Nr. 3/2022)

Anerkennung, Respekt und Wertschätzung: Das fordern wir als Gewerkschafter*innen stets von Unternehmen, von deren Bossen und Managern für die Beschäftigte ein. Zu Recht. Es macht uns allerdings unglaubwürdig, wenn wir eine solche Verhaltungsweise zwar einfordern, aber selbst in der Gewerkschaft nicht leben.

Die aktuelle Ausgabe der Publikation „ver.di Handel“, die als Beilage der Mitgliederzeitschrift „Publik“ beiliegt, ist mehr als ärgerlich. Auf den Seiten 1 und 2 wird der erreichte ver.di-Tarifvertrag zur Digitalisierung bei der Modekette H&M thematisiert. Dabei kommen allerdings weder ein ehrenamtliches Mitglied der ver.di-Bundestarifkommission noch Streikende aus den Filialen, Mitglieder des Gesamtbetriebsrats oder die ver.di-Verhandlungsführer (in diesem Fall mein Kollege Cosimo-Damiano Quinto und ich) zu Wort.

Auf der ersten Seite dieser Publikation erscheint seit Jahren jedes Mal ein Kommentar zu einem aktuellen Thema, zu dem normalerweise der/die Verfasser*in namentlich genannt und mit Foto abgebildet wird. In der aktuellen Ausgabe geht es auch an dieser Stelle um den neuen H&M-Digitalisierungstarifvertrag, den ersten im Handel überhaupt. Allerdings ist weder der Name des Kommentators kenntlich gemacht noch sein Foto abgebildet worden. Was soll das?

Als Mitgliedergewerkschaft sind wir gut beraten, immer die betrieblichen Akteurinnen und Akteure zu ihren Anliegen, Sorgen und Forderungen, aber auch zu ihren erkämpften Erfolgen zu Wort kommen zu lassen. Darüber hinaus ist es gängige Praxis, dass sich die Verhandlungsführung in unseren Publikationen, in den Pressemitteilungen, Social-Media-Posts etc. zu Tarifkonflikten äußern kann.

In den eigenen Gewerkschaftspublikationen wesentliche Akteure eines Tariferfolges bzw. einer Tarifauseinandersetzung unkenntlich zu machen und zu verschweigen, wie in diesem Fall durch die Herausgeberin veranlasst, darf in unserer Gewerkschaft keinen Platz haben!

Die Ausgabe Nr. 3/2022 der „ver.di Handel“ kann hier heruntergeladen werden