Solche rechten „Alternativen“ sind längst keine Seltenheit mehr. Sie füllen oft die Lücken, die etablierte Gewerkschaften von DGB über IG Metall bis ver.di hinterlassen haben. Anfang der Neunzigerjahre hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) noch mehr als elf Millionen Mitglieder. Heute seien es gerade mal 5,6 Millionen, sagt Orhan Akman, Gewerkschaftssekretär in der Berliner ver.di-Bundeszentrale. Dies sei „alarmierend“. Der Verdi-Mann spricht von einer „massiven Vertrauenskrise“. Die Beschäftigten trauten den etablierten Gewerkschaften nicht mehr zu, ihre Arbeits- und Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. (…) Wie es zu dieser Stimmung kommt? Gründe dafür mag es einige geben. Verdi-Mann Akman meint, nicht die Beschäftigten hätten sich von den Gewerkschaften abgewandt. „Ich würde eher sagen, dass sich die Gewerkschaften von den abhängig Beschäftigten abgewandt haben.“ Die Gewerkschaften hätten sich in eine Abhängigkeit von der SPD und den Grünen begeben. Das führe dazu, dass der Großteil der Beschäftigten sich durch die Gewerkschaften nicht mehr vertreten fühle. „Da das Projekt Die Linke gescheitert ist, bleiben derzeit nur, rechte ‚Alternativen‘ wie AfD. (…) Dabei müssten die Gewerkschaften viel deutlicher ihre eigenen Positionen vertreten, fordert Verdi-Mann Akman. Das hätten sie schon in der Finanzkrise, bei der Migrationsdebatte oder während Corona machen müssen. Wenn sie das nicht täten, müsse man sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten nach Leuten suchten, die ihnen Antworten auf ihre Fragen geben.
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