Orhan Akman, der bis Sommer 2022 als ver.di-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel verantwortlich war, bis ihn die Gewerkschaftsspitze aufgrund seiner kritischen Haltung aus dieser Position und aus dem gesamten Fachbereich drängte, hatte schon im vergangenen Januar auf die komplizierte Situation der Tarifpolitik im Handel hingewiesen. In einer Analyse auf seiner Homepage warnte er unter anderem, dass die Tarifverträge kaum noch Wirkung entfalteten, weil immer mehr Unternehmen aus der Tarifbindung flüchteten: „Unsere Handelstarifverträge gleichen einem alten, verkommenen Haus, in dem fast niemand mehr wohnt. Weder Beschäftigte sind unter dem Dach dieses Hauses sicher, noch findet man die Mehrheit der Unternehmen der Branche wieder. Im Gegenteil, das Haus bröckelt, die Beschäftigten stehen im Regen und die Unternehmen flüchten scharenweise aus diesem (Tarif-) Haus.“ Es reiche deshalb nicht, dieses Haus „teuer zu tapezieren“, es müsse neu aufgebaut werden. Angesichts der Konzentrationsprozesse in der Branche sprach er sich für bundeseinheitliche Tarifverträge für den gesamten Handel aus.
Von den Verantwortlichen bei ver.di wurden und werden diese Vorschläge demonstrativ ignoriert. Dabei könnte ein solcher Strategiewechsel jetzt die Kampfkraft der Gewerkschaft im Handel konzentrieren und stärken.