In einer Woche, am 14. Dezember 2025, tritt Jeannette Jara in Chile in der Stichwahl um die Präsidentschaft des Landes gegen den Rechtsextremen José Antonio Kast an. Es geht bei dieser Wahl um nicht weniger als die Frage, ob der Pinochet-Verehrer Kast Chile wieder nach rechts manövriert oder unter Jara zumindest ein sozialeres Chile in Angriff genommen wird.
Ich war sehr oft in Chile. Mehr als 15 mal habe ich das Land von Norden bis Süden bereist, sowohl in Urlaubsreisen, als auch zwischen 2014 und 2017 beruflich als politischer Gewerkschaftssekretär für den internationalen Gewerkschaftsdachverband UNI Américas.
Ich kenne viele Menschen in Chile, und mit vielen Menschen bin ich seit Jahren befreundet und eng verbunden. Dabei erstrecken sich meine Freundschaften von den Mapuche im Süden von Chile, über Gewerkschaften und Arbeiter*innen, hin zu Inhaber*innen mittelständischer und familiengeführter Unternehmen. Aus meiner Sicht ist Chile nicht nur das Land, im dem die sogenannten „Chicago Boys“ ihr Experiment des Neoliberalismus erstmals in die Realität umsetzten, sondern auch ein Land, aus dem sehr viele progressive Menschen und Ideen geboren wurden. Es ist ein Land der Kontroversen mit vielen tollen Menschen, die es sich lohnt kennen zu lernen.
Die Wahlen in Chile verlaufen schon seit Jahren sehr kontrovers und sehr polarisiert. Über die aktuellen Wahlen sowie der anstehenden Stichwahl berichtet die Rosa-Luxemburg-Stiftung:
„Die linke Kandidatin Jeannette Jara hat die meisten Stimmen bei der Präsidentschaftswahl in Chile erhalten, ein Sieg in der Stichwahl im Dezember ist trotzdem unwahrscheinlich. Im Kongress erreichten die rechten Parteien die absolute Mehrheit.
Jeannette Jara tritt am 14. Dezember in Chile in der Stichwahl gegen den Rechtsextremen José Antonio Kast an. Die Kandidatin der Kommunistischen Partei, die für das breite Linksbündnis Unidad por Chile in diese Wahl zieht, erhielt im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl Prozent der Stimmen. Kast folgte ihr knapp mit 24 Prozent. Jaras Team hatte einen größeren Abstand zum rechten Gegenkandidaten erhofft. Um eine gute Grundlage für die Stichwahl zu erzielen, hätte sie auf mindestens 30 Prozent der Stimmen kommen müssen, was in etwa den Zustimmungswerten des amtierenden linken Präsidenten Gabriel Boric entspricht. Die anderen linken Kandidaten, Marco Enríquez Ominami und Eduardo Artés, kamen zusammen gerade einmal auf 1,9 Prozent der Stimmen. Mit deren Wählern und Wählerinnen kann Jara nicht gewinnen. Sie zieht geschwächt in die Stichwahl.“ (vgl. www.rosalux.de/news/id/54064/die-wahl-der-unzufriedenen )
Es geht bei dieser Wahl um nicht weniger als die Frage, ob der Pinochet-Verehrer Kast Chile wieder nach rechts manövriert oder unter Jara zumindest eine sozialeres Chile in Angriff genommen wird. Bei aller Kritik, die ich persönlich an der Kommunistischen Partei Chiles habe, ist Jara die deutlich bessere Wahl für das Land.
Die mögliche Wahl von Jara wäre auch im Kontext der ganzen Region von Bedeutung, um den Rechtsruck, wie zuletzt unter Rodrigo Paz in Bolivien oder den argentinischen Präsidenten Javier Milei und damit in Lateinamerika Halt zu bieten.
Während der rechte Kandidat Kast die Gesellschaft zu spalten versucht, verfolgt Jara eine vereinende Wahl-Programmatik: „In meiner Laufbahn als Studenten- und Gewerkschaftsfunktionärin habe ich gelernt, wie wichtig es ist, berechtigte soziale und gesellschaftliche Forderungen voranzubringen. (…)
Die globale Energiewende ist für Chile eine historische Chance, dank Ressourcen wie Lithium, Kupfer und seines Potenzials zur Erzeugung von grünem Wasserstoff sowie den natürlichen Sonnen- und Windbedingungen, die erneuerbare Energien und die digitale Wirtschaft fördern. Diese Faktoren können einen neuen Exportwachstumszyklus ankurbeln, die Produktionsmatrix erweitern und die Verknüpfung mit der Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze fördern.
Dieses Wachstum muss jedoch auch integrierend sein, um die Lebensqualität im ganzen Land zu verbessern und Armut, wirtschaftliche Konzentration und regionale Ungleichheiten zu verringern. Der Schlüssel liegt darin, die produktive Dynamik mit dem Abbau sozialer und regionaler Unterschiede zu verbinden. (…)“ (vgl. www.jeannettejara.cl/programa-2025/ )

