19. November 2025

An den ver.di-Bundesvorstand: Nehmt die Kündigungen und alle Maßnahmen gegen mich zurück!

Es ist mehr als bedrückend, wenn man arbeiten will, aber nicht arbeiten darf. Aufgrund der beiden fristlosen Kündigungen durch den ver.di-Bundesvorstand von letzter Woche war ich heute (4.11.2025) in der Agentur für Arbeit in Berlin. Es ist beklemmend und belastend, sich arbeitslos zu melden.

Kein schöner Weg: Ich war heute bei der Arbeitsagentur. Foto: privat
Kein schöner Weg: Ich war heute bei der Arbeitsagentur. Foto: privat

Im Januar 1996 habe ich angefangen bei Tönnies zu arbeiten. Nach der Kündigung dort habe ich erstmal gejobbt, dann die Europäische Akademie der Arbeit absolviert,  bis ich im Jahr 2001 bei der Gewerkschaft NGG eine Arbeit fand. Ende 2002 wechselte ich dann zu ver.di und arbeitete bis letzte Woche mit Herzblut, Energie und Überzeugung für unsere Gewerkschaft. Dabei habe ich nicht auf die Uhr geschaut, sondern immer wieder über die vertragliche vereinbarte Arbeitszeit hinaus gearbeitet. Es gab Tage und Wochen, und davon nicht wenige, an denen ich mehr als zehn bis zwölf Stunden am Tag für unsere Organisation „unterwegs“ war.

Nun wirft der ver.di-Bundesvorstand mir Arbeitszeitbetrug vor. Unabhängig davon, dass das absurd ist und nicht stimmt, beschädigt der Bundesvorstand das Ansehen und die Glaubwürdigkeit unserer Gewerkschaft. So waren heute in der Berliner Agentur für Arbeit die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter mehr als erstaunt, als sie auf den Kündigungsschreiben das Logo unserer Gewerkschaft ver.di sahen.

Der ver.di-Bundesvorstand muss dieses gewerkschaftsschädigende Verhalten umgehend einstellen. Jeden Tag versuchen viele Ehrenamtliche und Hauptamtliche in den Betrieben, in den Dienststellen, am Ausbildungsplatz etc., die Beschäftigten von der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit einer Mitgliedschaft in ver.di zu überzeigen. Der ver.di-Bundesvorstand konterkariert all die wertvolle Arbeit unserer Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, wenn er mit haltlosen Vorwürfen mir nunmehr zum fünften Mal kündigt.

Ich will als politischer Gewerkschaftssekretär arbeiten und alles tun, damit unsere Gewerkschaft stark und tariffähiger wird, damit wir unseren Mitgliedern aber auch allen Beschäftigten besten Schutz sowie sichere Jobs mit gutem Einkommen erstreiten und erkämpfen.

Wir haben nicht den Luxus, uns mit internen Streitereien vor Arbeitsgerichten auseinander zu setzen. Das geht zu Lasten unserer Mitglieder, auch weil dadurch unnötig viel an Mitgliedsbeiträgen sinnlos verschwendet wird.

Den Richtungskampf bzw. die politische Auseinandersetzung um den richtigen Kurs unserer Gewerkschaft würde ich gerne intern in demokratischen Prozessen mit unseren Gremien diskutieren und austragen. Es geht letztlich darum, wie wir unsere Gewerkschaft aus der Krise herausführen. Das kann man machen, wenn der Bundesvorstand endlich einen fairen, solidarischen und professionellen Umgang mit kritischen Kolleginnen und Kollegen an den Tag legt, anstatt sie mit arbeitsrechtlichen und disziplinarischen Maßnahmen zu bekämpfen und sie zu kündigen.

Nehmt die Kündigungen und alle anderen Maßnahmen zurück, damit ich sinnvoll und nützlich für ver.di arbeiten kann.