9. Mai 2025

Der DGB: Ohnmacht in Zahlen

1. Mai 2025: Veranstaltungen von Gewerkschaften deutschlandweit | DGBDer Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit seinen acht Einzelgewerkschaften hatte Ende 2024 noch 5.578.915 Mitglieder. Das ist ein historischer Tiefstand: 1990 zählte der DGB noch 11,8 Millionen Mitglieder, doch seit Jahrzehnten verlieren die Gewerkschaften praktisch ununterbrochen Mitglieder, die Tarifbindung geht dramatisch zurück und von Durchsetzungskraft kann immer weniger die Rede sein. Allein die Gewerkschaft ver.di hat seit ihrer Gründung im Jahr 2001 etwa eine Million Mitglieder verloren! Und bis heute konnte dieser kontinuierliche Abwärtstrend nicht nachhaltig gestoppt werden.

Nach den diesjährigen Maidemonstrationen feiert sich der DGB auf seiner Homepage selbst: „310.000 Menschen waren in  diesem Jahr mit uns auf der Straße und haben für eine gerechte Arbeitswelt demonstriert.“ (Vgl. DGB). Ein Grund zum Jubeln? 310.000 Menschen entsprechen gerade einmal 5,56 Prozent aller Mitglieder des DGB! Im März 2025 waren rund 45,7 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Bei dieser Beschäftigtenzahl entsprechen 310.000 gerade Mal 0,678 Prozent aller Beschäftigten des Landes. Wurde der DGB nicht einst gegründet, um für alle Branchen und alle Werktätigen zu sprechen?

Solche Zahlen belegen, dass unsere Bewegung nach wie vor in einer Krise steckt. Hauptverantwortlich dafür sind nach meinem Dafürhalten in erster Linie die Spitzen und Vorstände der Gewerkschaften. Diese verschweigen, leugnen oder ignorieren die Krise jedoch.

Für eine Neuausrichtung unserer Gewerkschaften, die nah an den Mitgliedern und nah an Betrieb und Dienststelle sein müssen, müssen wir die Finanzströme und die gesamte politische Kraft unserer Gewerkschaft in die Arbeit vor Ort und in die Betriebe bzw. Dienststellen lenken. Unsere Mitglieder müssen in allen Bereichen in das Zentrum der Entscheidungen und der gewerkschaftlichen Aktivitäten rücken. Die Gewerkschaft als Organisation darf nicht als Selbstzweck gesehen und gelebt werden.

Als Gewerkschaftsmitglied erwarte ich eine radikale Kursänderung des DGB und seiner Einzelgewerkschaften. Nur wenn wir als Gewerkschaften schonungslos und transparent Selbstkritik üben und endlich wieder die Interessen der abhängig Beschäftigten in das Zentrum unseres Wirkens stellen, werden wir für die Beschäftigten wieder glaubwürdig.